"Klassische Reitkunst gedeiht nur dort, wo der Mensch im Pferd ein ebenbürtiges Geschöpf sieht."
von Löhneysen
Bei der Ausbildung aller Pferde arbeite ich immer nach den Grundsätzen der klassischen Dressur und der Skala der Ausbildung, um maximale Geschmeidigkeit und Durchlässigkeit zu erreichen.
Als Beispiel zeige ich hier den Aufbau einer typischen Reiteinheit. Natürlich sind Abwandlungen möglich, das Grundprinzip muss jedoch eingehalten werden!
Diese beginnt immer mit einer Schrittphase mit hingegebenem Zügel für ca. 5 Minuten. Anschließend werden die Zügel vorsichtig aufgenommen und die Pferde nochmals ca. 5 Minuten am halblangen Zügel in der halben oder auch Remontehaltung (Beginn des "Schließens" des Pferdes) gearbeitet in großen Wendungen, Schenkelweichen, ganzen Paraden etc.
Danach beginnt man mit dem Leichttraben für ca. weitere 5 Minuten, wobei man die Pferde immer wieder durch Zügel aus der Hand kauen lassen aus der Remontehaltung kurzzeitig in die Dehnungshaltung entlässt und so die Muskulatur optimal auf die folgende Arbeit vorbereitet, immer im Wechsel ganze Bahn, Zirkel, durch die ganze Bahn wechseln. Diese Phase beendet man durch wieder eine kurze Pause mit hingegebenem Zügel und nutzt diese auch, um evtl. nachzugurten.
Anschließend folgt die eigentliche Arbeitsphase, wozu man die Zügel wieder aufnimmt. In dieser werden je nach Ausbildungsstand des Pferdes die verschiedenen Gangmaße, Übergänge und Lektionen geübt nach dem Motto "Fordern, aber nicht überfordern!" und "Gehe bis an die Grenze, überschreite diese nie!" (E. v. Neindorff)
Auch während der Arbeitsphase ist es unabdingbar, zwischendurch immer wieder die Zügel aus der Hand kauen zu lassen und Schrittpausen mit ganz hingegebenem Zügel zu machen!
Zum Ende der Reiteinheit folgt eine Phase des freieren Vorwärts ("Auf jedes kurze Tempo folgt ein freies!"). Hier bietet es sich an, an den langen Seiten noch einmal die Tritte etwas zu verlängern und nochmals die Zügel aus der Hand kauen zu lassen bis zur Dehnung und dann wieder mit hingegebenem Zügel im Schritt die Reiteinheit zu beenden.
"Solange die Tragkraft der Hinterhand nicht deren Schubkraft ebenbürtig geworden ist, hat der Reiterschenkel die Hauptlast der Formung des Pferdes zu tragen. Erst wenn diese genügend ausgebildet ist und das Pferd eine entsprechende Selbsthaltung erreicht hat, kann der Schenkel weitgehend vom versammelnden Zügel abgelöst werden. Der Schenkel ist jedoch nicht mit dem Sporn zu verwechseln. Letzterer hat in erster Linie eine beizäumende und keine herantreibende Wirkung. Wer sich, um die damit verbundene Anstrengung zu ersparen, immer nur des Sporns bedient, wird sein Pferd sehr schnell hinter dem Zügel haben, die Nachhand aber niemals in wünschenswertem Maße heranzuschließen vermögen."
Plinzner
Außer unter dem Sattel arbeite ich mit den Pferden auch an der Longe und an der Hand. Daneben kann je nach Ausbildungsstand des Pferdes auch Cavalettiarbeit, Springgymnastik, Trailtraining oder anderes zum Einsatz kommen. Mit Berittpferden versuche ich gewünschte Ziele natürlich zu erreichen, jedoch ist dies immer von den körperlichen Voraussetzungen und der Auffassungsgabe des jeweiligen Pferdes abhängig. Daher gebe ich keinerlei Garantie, dass das Pferd nach der Zeit bei mir dies oder jenes sicher beherrscht! Wie schon die alten Meister sagten: "Das Pferd bestimmt die Ausbildung!"
Aus bisheriger Erfahrung kann ich jedoch sagen, daß ich bei allen bisher bei mir in Ausbildung gewesenen Pferden unabhängig von Alter, Rasse und Ausbildungsstand jeweils das erhoffte Ausbildungsziel nicht nur erreicht, sondern auch noch deutlich übertroffen habe. Auch wenn schon in nur wenigen Wochen viel erreicht werden kann, empfiehlt sich doch eine Dauer von etwa drei Monaten, besonders für jüngere Pferde.
In der letzten Phase der Ausbildung ist es mir auch wichtig, daß in dieser Zeit auch der Besitzer zum Unterricht kommt, um unter meiner Anleitung und Aufsicht sein Pferd selbst zu reiten. Ganz ideal wäre es, wenn es dem Besitzer möglich wäre, während der Zeit der Ausbildung seines Pferdes parallel Unterricht auf einem bereits gut geschulten Pferd zu nehmen, um gleich das richtige Gefühl zu bekommen.
Das Einreiten von Pferden ist mit Hilfe des Pferdebesitzers und durch ihn unter meiner Anleitung auch möglich. Die sorgfältige Vorbereitung auf das Einreiten, d.h. Gewöhnung an Sattel und Zaumzeug, Arbeit an der Longe u.a. kann ich auch alleine durchführen. Die reiterliche Ausbildung kann ich ab dem Zeitpunkt evtl. übernehmen, wo es möglich ist, auf das Pferd alleine aufzusteigen und es im Schritt und Trab frei reiten zu können. Die Gewöhnungsphase an den Reiter im Sattel, also das eigentliche Anreiten, erfolgt dann in Teamarbeit von dem Besitzer und mir und natürlich der Hauptperson, dem Pferd.
Beritt ist also möglich von der Basisarbeit über die weiterführende Arbeit mit bereits länger gerittenen, aber bisher nicht wirklich geförderten oder evtl. soger verrittenen Pferden bis hin zur Arbeit an schweren Lektionen.
Aktuell kann ich allerdings leider nur Beritt anbieten, wenn das Pferd vom Besitzer selbst versorgt und bereit gemacht wird, da meine Kapazitäten für Vollberitt und zusätzlich Vollpension nicht ausreichen.
"Ausbildung darf immer nur Verfeinerung und Vervollkommnung der Natur darstellen. Wird diese Natur auch nur im geringsten vergewaltigt, verliert sie ihren durch nichts zu ersetzenden Stellenwert. Wer einem so stolzen, herrlichen Geschöpf dieser Schöpfung seinen Adel nimmt, degradiert es - und gleichzeitig sich selbst als Mensch.
Die Ausbildung eines Pferdes hat erst dann wieder die Chance, zu einer von Freude erfüllten Tätigkeit zu werden, wenn man nicht ausschließlich Trophäen ansteuert, sondern auch die unendlich vielen Kleinodien, die sich dem Reiter auf dem Weg zum Ziel darbieten, zu erkennen und zu schätzen gelernt hat. Schablonen sind am besten geeignet, diese Kleinodien zu verdecken und unsichtbar zu machen."
Kurt Albrecht